Mallorca erhöht Steuer für Touristen

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Urlauber am Strand von Palma de Mallorca. Bild: Key

Die grösste Insel der Balearen will bei Feriengästen noch mehr abkassieren und schiebt ökologische Aspekte vor. Bisher lassen sich die Touristen von der Sondersteuer nicht abschrecken.

von Ralph Schulze

Der Mallorca-Urlaub wird immer teurer: Nachdem bereits die Hoteliers und Gastronomen die Preise in dieser Saison kräftig anhoben, will nun auch die Inselregierung bei den Urlaubern stärker abkassieren: Ein Jahr nach der Einführung der Touristensteuer wurde nun eine Erhöhung dieser Ferien-Sonderabgabe beschlossen, die im kommenden Jahr in Kraft treten soll.

Angst, dass dies die Urlauber abschrecken könnte, müssen die Inselpolitiker wohl nicht haben: Der Tourismus auf Mallorca boomt wie noch nie. In diesem Jahr wird schon wieder ein neuer Besucherrekord erwartet. An dieser Tendenz hat auch die 2016 eingeführte Urlaubstaxe nichts geändert. «Es gibt Spielraum für eine Anhebung», sagte Francina Armengol, Regierungschefin der Balearischen Inseln, zu denen auch Mallorca gehört.

Seit vergangenem Sommer müssen alle Übernachtungsgäste die Ferienabgabe bezahlen. Die «Steuer für einen nachhaltigen Tourismus» ist vergleichbar mit der Bettensteuer oder Kurtaxe, die in vielen europäischen Urlaubsorten und Städten erhoben wird. Verantwortlich für die Einziehung sind Hoteliers und private Vermieter, welche die Einnahmen dann ans Finanzamt weiterleiten müssen.

Bisher müssen in der Hochsaison zwischen 0,5 Euro und zwei Euro pro Person und Nacht berappt werden. Wer in einer einfachen Herberge schläft, muss weniger Steuer bezahlen, in einem Luxushotel ist die Taxe höher. Kinder unter 17 sind ausgenommen, ab der zweiten Urlaubswoche kostet es die Hälfte, und in der Nebensaison gibt es ebenfalls Rabatt. Auch Kreuzfahrtpassagiere, deren schwimmende Bettenburgen länger als 12 Stunden im Hafen liegen, müssen blechen.

Von 2018 an wird die Ferientaxe, die bisher im Vergleich mit der Bettensteuer anderer europäischer Tourismushochburgen eher niedrig ist, also teurer. Das beschloss die balearische Regionalregierung, in der Sozialisten und die linke Öko-Inselpartei Més den Ton angeben. Die neuen Tarife wurden noch nicht verkündet. Auch ist noch unklar, ob Billigtouristen und Fünf-Sterne-Urlauber gleichermassen von der Erhöhung betroffen sind.

Aber einige Einzelheiten sickerten schon durch: Die Hochsaison, in der höhere Steuertarife als in der Nebensaison gelten, soll ausgedehnt werden. Bisher geht die steuerliche Hochsaison von Anfang Mai bis Ende Oktober. Auch in der Kreuzfahrtbranche, die in 2017 mehr als 550 Passagierschiffe in den Hafen Palmas zu lenken gedenkt, will man mehr abkassieren. Künftig sollen alle Passagiere Steuern zahlen, unabhängig davon, ob ihre Schiffe nur Stunden oder den ganzen Tag im Hafen liegen.

Weiter hoch im Kurs

Die Inselpolitiker fühlen sich in ihrem Steuerplan dadurch ermutigt, dass die Erfahrungen mit der Erholungstaxe gut sind und der grosse Protest ausgeblieben ist. Ausländische Gäste, welche ähnliche Extraabgaben schon aus ihren Heimatländern kennen, zahlten klaglos, berichten die Hoteliers. Nur spanische Urlauber, für die diese Art der Sondersteuer noch relativ neu ist, würden sich zuweilen beschweren. Eine bremsende Wirkung auf den Tourismus, wie die Reiseindustrie anfangs befürchtete, ist nicht feststellbar: Die Urlauberzahlen auf Mallorca wachsen zweistellig. Bis Ende des Jahres werden mehr als elf Millionen Besucher erwartet. Im Sommer gibt es keine freien Betten mehr. Vielen Einheimischen wird es mit dem Massentourismus, der immer mehr Verkehrs- und Umweltprobleme bringt, schon zu viel.

Die Extra-Steuereinnahmen im Balearen-Urlaubsparadies werden übrigens 2017 auf mehr als 60 Millionen Euro geschätzt. Dieses Geld soll in den Umweltschutz, die Verbesserung der Trinkwasserversorgung und den Ausbau der touristischen Infrastruktur gesteckt werden. Investitionen, die dringend notwendig seien und den Urlaubern, so wirbt die Inselregierung, wieder zugutekommen.

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