Schaffhauser gefangen im grossen Weiss

Alexa Scherrer | 
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Der gebürtige Schaffhauser und Ex-Tages-Anzeiger-Chefredaktor Peter Hartmeier gehört zu den Eingeschneiten in Zermatt - seine Laune liegt allerdings weit über dem Gefrierpunkt. Und auch die Schaffhauser Mediensprecherin von Zermatt Tourismus will nichts von trüber Stimmung wissen.

Während es im Unterland teilweise schon fast nach Frühling riecht, hat der Winter das Wallis fest im Griff. Für Zermatt etwa gilt: Wer am Fusse des Matterhorns ist, bleibt auch dort - zumindest vorerst. Die von der Umwelt abgeschnittenen Menschen wurden wegen der Lawinengefahr zwischenzeitlich dazu aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben oder sich zumindest im Dorfzentrum aufzuhalten.

Frostige Stimmung im eisigen Gefängnis? Mitnichten. Einer, der in Zermatt eingeschneit ist, ist der gebürtige Schaffhauser Peter Hartmeier. «Die Stimmung ist hervorragend», sagt der ehemalige Chefredaktor des Zürcher «Tages-Anzeiger» gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten».

Seit zehn Tagen ist Hartmeier in Zermatt - da er sowieso vorhatte, zwei Wochen zu bleiben, hält sich das Heimweh in Grenzen. Sein bisher einziges Problem: «Einmal wollte ich geschäftlich runter, konnte den Termin dann aber natürlich nicht einhalten.» Seiner Laune hat das aber keinen Abbruch getan. «Zermatt ist das beste Wintersportgebiet in Europa», sagt er überzeugt, «nur schon wegen des Matterhorns und der Restaurants.» Wenn er im Wallis sei, lebe er mit Familie und Freunden jeweils in einer Ski-WG. Nur kommt dieses Jahr das Skifahren etwas zu kurz. «Mit dem Wintersport sieht es schlecht aus.» Er sei ein passionierter Fahrer und verbringe sonst mehrere Stunden täglich auf der Piste.

«Faszinierende Vorratskammern»

Momentaufnahme heute Nachmittag unterhalb des Rothorns: «Der Schnee ist sehr schwer, das ist für die Muskeln natürlich anstrengend. Aber der Himmel ist blau», schildert Hartmeier die Situation. Dennoch gibt es einen Wermutstropfen: «Auf den wenigen offenen Pisten hat es sehr viele Menschen. Man muss also sehr vorsichtig fahren», sagt Hartmeier. Deswegen sieht das Aktiv-Programm sonst eher spärlich aus. «Wir sitzen einfach rum. Lesen, Spielen, Cheminée, Nachtleben - etwa in dieser Reihenfolge.» Die Angestellten auf und neben der Piste würden die Situation hervorragend managen. «Zum Glück arbeiten im Schweizer Tourismus so viele ausländische Angestellte, die wirklich einen super Job machen. Ohne diese Ausländer, die in erster Linie aus Europa kommen, würde der Tourismus nicht funktionieren», ist Hartmeier überzeugt. 


Der gebürtige Schaffhauser Peter Hartmeier ist in Zermatt eingeschneit.

Auch Simona Altwegg ist in Zermatt. Die frühere Moderatorin des Schaffhauser Fernsehen SHf arbeitet als Mediensprecherin bei Zermatt Tourismus. Sie erklärt, dass die Touristen gelassen auf die Situation vor Ort reagieren: «Sie wissen, dass man nichts machen kann - das ist die Natur», sagt sie gegenüber SHf (siehe Video). Stimmung und Wetter seien gut. «Derzeit werden die grossen Schneemassen - im Dorf sind es zwei Meter hohe Walle - weggeräumt», sagt Altwegg. 

Afrika in Zermatt

Als Eingeschlossener fühlt sich denn auch Peter Hartmeier nicht. Es gebe genug zu essen, genug zu trinken und die Menschen seien zufrieden. «Es ist faszinierend, über welch grosse Vorratskammern die Restaurants und Läden offenbar verfügen.» 

Könnte er auch nach seinen zwei Wochen Ferien nicht nach Hause, fände er das nicht schlimm. Nur: «Ich muss dringend arbeiten. Im schlimmsten Fall dann halt von Zermatt aus», sagt Hartmeier. Jetzt aber hat er erstmal Zeit, um noch mehr zu lesen. Ein Standardwerk über die wirtschaftliche Entwicklung in Afrika und ein Buch über Jakob Augstein im Gespräch mit seinem Vater hat er bereits durch. Jetzt wird er sich durch die Bibliothek des Kindle arbeiten - und im E-Book-Reader sind die Möglichkeiten fast so unerschöpflich wie derzeit der Schneefall.

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