Als am Klettgauer Himmel ein «UFO» gesichtet wurde

Janosch Tröhler | 
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Sieh da, sieh da, ein Ufo: Friedrich und Hildegard Auer haben eine aufsehenerregende Entdeckung gemacht am Klettgauer Himmel und sie – flugs – ins Bild gebracht. Bild: SN Archiv

In unserem Archiv findet sich so mach skurrile Perle. Etwa diesen Artikel vom 10. September 1991, als ein Hobbyfilmer angeblich ein «UFO» aufnahm.

Eines ist sicher: Solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, ist das Ufo von Hildegard und Friedrich Auer aus Rheinheim am Küssaberg unweit von Trasadingen ein wirkliches und echtes Ufo – gesehen und drei volle Minuten auf den Film gebannt am Samstag, 6. Juli 1991, abends um sechs. Inzwischen lässt die Sache den beiden keine Ruhe mehr. Den beiden nicht und nicht der untersuchenden Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens in Lüdenscheid.

 

Friedrich und Hildegard Auer, die das «UFO» entdeckt und aufgenommen haben. Bild: SN Archiv
Friedrich und Hildegard Auer, die das «UFO» gesichtet haben. Bild: SN Archiv

 

Also, da sitzt man in der Stube von Hildegard und Friedrich Auer in Rheinheim am Küssaberg, gleich oben am Rhein vis-à-vis von Reckingen. Friedrich Auer, Maschinenmonteur von Beruf und oft im Ausland unterwegs, stellt sein Videogerät auf Sendung. Hildegard Auer, Versandangestellte in Hohentengen, erzählt inzwischen die Story, die ihr keine Ruhe mehr lässt. Unter dem Tisch die beiden Zwergpudelchen, die es auch gesehen haben.

Geschwiegen und geguckt

Am Samstag abend, 6. Juli 1991, so gegen 18 Uhr, packt Friedrich Auer die Lust, einen Spaziergang am kalten Wangen zu machen und dabei seine nagelneue Videokamera auszuprobieren. Seine Frau Hildegard und die Pudelchen begleiten ihn. Die beiden parkieren ihren Wagen, er macht seine Kamera startklar, dieweil sie sich mit den Hunden trollt.

Dann das Übliche: Die Kamera ist neu, Filmen verlangt Konzentration, Hildegard redet munter drauflos. «Da hat er gesagt, nun halt mal einen Moment den Schnabel still, ich will nicht dein Geplapper auf dem Film. Da hab ich halt geschwiegen und in den Himmel geguckt.»

Diesen Blick zum Himmel wird Hildegard Auer ihr Leben lang nicht vergessen. Und ihr Mann auch nicht. Denn trotz des «Redeverbots» konnte sie nicht umhin, ihren Mann darauf hinzuweisen, dass da oben was vorbeiflog.

Da fliegt was

Der Film von Friedrich Auer zeigt einen deutlich sichtbaren, relativ grossen, silbern metallisch glänzenden Flugkörper. Er ist in Bewegung, dreht sich um sich selbst und fliegt mit hoher Geschwindigkeit Richtung Wasterkingen, parallel zum Rhein, quer zur Einflugschneise Kloten.

Das Unidentified Flying Object scheint seine Form zu wechseln, was durchaus mit der Luftspiegelung und der grossen Entfernung zusammenhängen könnte: Zuerst nimmt Hildegard es als eine Art Dreieck wahr, dann als ein Objekt mit zwei tubusähnlichen Aufsätzen. Sie und ihr Mann können das Ufo während drei Minuten ununterbrochen beobachten und filmen, bevor es mit grosser Geschwindigkeit aus dem Gesichtsfeld verschwindet.

Jetzt, wo die aufregende Erscheinung verschwunden ist, meldet sich Friedrich Auer umgehend auf dem Polizeiposten Waldshut-Tiengen, wo der Film von der versammelten Mannschaft besichtigt wird. Die Flugsicherung Kloten verzeichnet zwar starken Segelflugverkehr, der Radarschirm hat aber kein ungewöhnliches fliegendes Objekt registriert.

Anzumerken ist hier, dass auf dem Film von Auer ein Flugzeug die Bahn des Ufo kreuzt. Und das Flugzeug sieht in der Tat aus wie ein Flugzeug und ganz anders als ein Ufo. Die Frage stellt sich, warum der Pilot nichts gemeldet hat.

Die Waldshuter Polizei setzt sich umgehend mit der Flugsicherung in Stuttgart in Verbindung, auch dort verzeichnen die Radargeräte nichts Besonderes. Sowohl die Flugsicherung Stuttgart wie auch die Hubschrauberstaffel des Landes Baden-Württemberg begutachten den Film und teilen den Auers schriftlich mit, dass sie das Objekt nicht haben identifizieren können.

Jetzt kommt die Wissenschaft

Schliesslich meldet sich bei den Auers die GEP, das ist die staatlich anerkannte Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens in Lüdenscheid, ein gemeinnütziger Verein, der sich in erster Linie darum bemüht, sogenannte Ufos als eben nicht Ufos, sondern als Flugzeuge, Wetterballone, Hubschrauber und ähnliches zu identifizieren, und dies mit streng wissenschaftlichen Methoden.

 

Reger Briefwechsel zwischen den Auers und der GEP. Bild: SN Archiv
Reger Briefwechsel zwischen den Auers und der GEP. Bild: SN Archiv

 

Auch die GEP sieht sich den Film an, und – dies der neuste Stand der Dinge – auch sie hat das Ufo der Auers bis dato nicht identifziert. In einem Schreiben vom 25. August bezeichnet die GEP die fragliche Erscheinung als «unidentifzierten Flugkörper», dem Film Friedrich Auers wird eine ausserordentliche Qualität attestiert.

Soweit, so aufregend. Als nächsten Schritt wird die GEP beziehungsweise Sachbearbeiter Hans Werner Peiniger den Film an einem Kongress in Berlin zeigen und unter Fachleuten diskutieren. Zumindest bis dann – und wer weiss, vielleicht noch länger – ist das Ufo der Auers ein Ufo der Topklasse sozusagen. Die meisten Ufos scheiden ja erfahrungsgemäss in der ersten Runde schon als jämmerliche Hubschrauber, Wetterballone oder Satelliten aus dem Rennen.

Friedrich und Hildegard Auer werden inzwischen, wie es sich gehört, den komplizierten Fragebogen der GEP ausfüllen, mit den Pudelchen Spazierengehen, dann und wann zum Himmel gucken. Und manchmal abends, das geben sie beide zu, konsultieren sie schon mal ein bisschen Fachliteratur in dieser (Himmels)richtung...

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