Samsung klärt Branddebakel auf

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Koh Dong Jin, Chef der Smartphone-Sparte, bei der gestrigen Pressekonferenz. Bild: Key

Die leidige Geschichte um sein Premium Smartphone Galaxy Note 7 möchte Samsung abschliessen. Als Grund für die Panne nennt der Konzern Produktionsfehler beim Akku. Doch auch das Nachfolgemodell scheint Probleme zu machen.

Eine schlechtere Werbung kann es für ein Unternehmen nicht geben. Obwohl Samsung sein einstiges Premium-Smartphone schon vor Monaten vom Markt genommen und auch 96 Prozent der insgesamt rund drei Millionen verkauften Geräte eingesammelt und die Verbraucher entschädigt hat, findet sich weltweit fast an jedem Flughafen auch weiterhin das Hinweisschild: Samsungs Galaxy Note 7 sind wegen Brandgefahr an Bord nicht erlaubt. Und auch in vielen Flugzeugen wird noch immer auf das Verbot dieser Geräte hingewiesen. Dabei ist Samsung bei Weitem nicht das erste Unternehmen, dessen mit Lithium-Ionen-Akkus bestückte Geräte in Flammen aufgehen können. Auch Sony, Dell, Toshiba und Hewlett Packard hatten schon mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Nur hat kein Unternehmen so viele explosive Geräte verkauft wie die Südkoreaner.

Produktionsfehler beim Akku

Nach diesem fast sechs Monate anhaltenden PR-Gau hat die Unternehmensspitze gestern nun die konkreten Gründe für die Explosionsgefahr genannt. Die Konzernspitze führt die Explosionsgefahr bei seinem Galaxy Note 7 auf Design- und Produktionsfehler bei den Akkus zurück. Sie hätten Kurzschlüsse ausgelöst. Seit vergangenem Oktober hätten fast 700 Experten ununterbrochen Ursachenforschung betrieben und mehr als 30 000 Batterien getestet, betonte der Chef der Samsung-Smartphone-Sparte, Koh Dong Jin, gestern. Die Akkus kommen von der Tochter Samsung SDI und der chinesischen Firma Amperex. Ob die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Zulieferer weiter aufrechterhalten wird, liess Koh offen. So oder so würde er die volle Verantwortung übernehmen. Er entschuldigte sich und sprach von «unserem Versagen».

Zugleich betonte Koh jedoch, dass es weder Probleme mit der Hardware an sich noch mit der Software gebe. Diese hätten sich bewährt. Dieser Punkt scheint dem südkoreanischen Unternehmen besonders wichtig zu sein. Nachdem im September erstmals bekannt wurde, dass sich das Note 7 schnell erhitzen und explodieren kann und trotz einer ersten Rücknahme­aktion Ende September auch Ersatzgeräte in Flammen aufgingen, kamen Zweifel auf, ob das südkoreanische Unternehmen, das zwischenzeitlich mehr Smartphones verkaufte als der US-Konkurrent Apple, technisch überhaupt ausreichend versiert ist, um die neue Generation an Smartphones herzustellen.

Viele Kunden vor allem in den USA, aber auch in Südkorea selbst, haben den Konzern verklagt. Das Note 7 sollte in Konkurrenz mit Apples iPhone 7 treten. Vorwürfe, Samsung habe sein neues Gerät allzu voreilig auf den Markt gebracht, um Apple mit dem neuen iPhone 7 zuvorzukommen, wies Samsungs Smartphone-Chef Koh aber zurück. Spektakuläre Videoaufnahmen geschmolzener Samsung-Smartphones machen auch heute in sozialen Medien noch die Runde und tragen auch weiter zum Imageschaden des bis vor Kurzem noch grössten Apple-Konkurrenten bei.

5,3 Milliarden Dollar Verlust

Mit seiner Entschuldigung setzt Samsung darauf, den Fehlschlag um sein Note 7 ein für alle Mal zu beenden, und versprach, dass sich eine solche Pannenserie nicht wiederholen werde. Das Brand-Debakel bescherte Samsung zufolge dem Konzern einen Verlust von rund 5,3 Milliarden US-Dollar. Doch auch mit dem Nachfolgemodell scheint es Probleme zu geben. Das S 8 wird nicht, wie Samsung das sonst in den vergangenen Jahren gehandhabt hat, zu Beginn der Branchenmesse am 27. Februar in Barcelona vorgestellt werden, sondern soll erst im April oder sogar erst im Mai auf den Markt kommen. Einen Grund für die Verzögerung nannte Koh nicht. Dass die Samsung-Aktie gestern bis Handelsschluss dennoch um knapp 2,3 Prozent stieg, dürfte damit zusammenhängen, dass die Chip-Sparte des Technologiekonzerns im vierten Quartal florierte. Heute legt der Technologiekonzern seinen endgültigen Quartalsbericht vor.

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