Angelika Angelika Sa 25.03.2017 - 14:56

Ich gehöre zur Generation der Babyboomer und bin in Nordwestdeutschland auf dem Lande auf einem traditionellen Bauernhof aufgewachsen. Die "Aufklärung" bei mir zuhause sah so aus, das sich zusehen musste, wie man die Haustiere zur Kopulation nötigte und die Männer, die das taten, dabei in einen Zustand der sexuellen Erregung gerieten. Ich kann nur ahnen, an wem sie die später abreagierten. Einmal passierte es, dass sich unsere Kuh „Lotte“ losriß, bevor sie vom Bullen traktiert werden konnte. Das Tier galoppierte nach Hause und ich begleitete es auf meinem Kinderfahrrad. Denn ich konnte nur all zu gut verstehen, dass Lotte keine Lust auf die „Liebe“ hatte. Die Art, wie ich als Kind mit Sexualität konfrontiert wurde, war damals ganz üblich. Mir taten diese zwangsverpartnerten Tiere leid. Sowohl die weiblichen, als auch die männlichen. Erst durch den Sexualkundeunterricht in der Schule lernte ich, dass das Sexuelle nicht nur eine buchstäbliche „Schweinerei“ ist, sondern auch würdige und positive Aspekte haben kann.

In Rückschau sehe ich meine Erlebnisse heute als wertvoll an. Denn sie halfen mir, zu lernen, die menschliche Sexualität ganz nüchtern und sachlich, ohne den üblichen, zwischen Anzüglichkeit und romantisch-idealisierenden Schnickschnack changierenden Anstrich zu betrachten.

Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

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